Am Mittwoch war es soweit: Wochenlanges Warten und Entgegenfiebern im Anschluss an die fast überraschende Entscheidung, in die Staaten zu fliegen, fanden wir uns am Düsseldorfer Flughafen wieder.
Nach einigen Kontrollen fanden wir uns in der Abflug-Schafherde wieder und konnten erstmals durch die übergroßen Fensterscheiben die größten Busse der Welt bestaunen. Unser eigenes Taxi sollte übrigens eine Boeing 737-300 sein; Experten könnten dies womöglich anhand unserer exzellten Bildbeweise verifizieren.Eine kaum wahrgenommene Wartezeit und ein paar Kontrollen später saßen wir auch schon auf unseren Fensterplätzen. Keine Viertelstunde später war das Boarding abgeschlossen, der Begrüßungstext der Flight Attendants heruntergerasselt und wir auf dem Weg zum Abflug.
Nach einem fast brutalen Startschub waren die Räder in der Luft und unser erstes Ziel die niederländische Grenze. Von dort aus ging es über England entlang der Küste Grönlands nach Kanada und fortan südwärts, entlang der amerikanischen Ostküste, nach Miami. Die Schätzeisen zeigten bei der Landung recht genau 0:00 Uhr; wir waren pünktlich um 18:00 Uhr Ortszeit angekommen (6 PM wie der mal simple, mal komplizierte Amerikaner sagt).
Erwähnenswert ist vielleicht, dass die Luftfeuchtigkeit in 10.000 Meter Höhe und -50° C bei Null liegt und somit auch die Luft im Kabineninneren äußerst trocken und unangenehm kalt ist; wer also nicht wie ich mit einem dicken Kloß im Hals und einem Abend leichten Fiebers enden möchte, zieht zumindest einen dicken Pulli und vielleicht sogar einen Schal an ;-)
Zur anschließenden Zollkontrolle wollte eine halbe Stunde in der Warteschlange verbracht werden; Probleme gab es jedoch keine, nichtmal das Notebook wurde gefilzt – Mist ;-)
Nach einer kleinen Ortsunsicherheit haben wir auch recht einfach den Shuttle-Bus zum Autoverleih gefunden. Dort haben wir den Chevy Tahoe, in welchem ich gerade diese Zeilen hacke, abgeholt und letzte Unklarheiten beseitigt („Are we allowed to drive to Canada?“ -> „Nope“ ; „We would like to sleep in the car occasionally“ -> „I didn’t hear that ;)“). Vor dem ersten Meter aus eigenem Ottoantrieb haben wir noch eine kleine, peinliche Einlage mit der Alarmanlage des Chevy gegeben: Ein Hupkonzert zu Ehren der Zuschauenden…
Da es hier, anders als in Europa, mit Beginn der Dämmerung in weniger als einer Stunde komplett dunkel wird, haben wir uns für einen abendlichen Kurztripp nach Miami Beach entschieden. Beim Wiedereinsteigen konnten die Anwohner nochmal unsere Unfähigkeit, die Alarmanlage zu bedienen, deutlich hörbar bewundern.
Um die Schmach (und ggf. auch den Hunger) zu bekämpfen, folgte noch ein kleiner Zwischenstopp bei Burger King; gefolgt von… was wohl? Erneuter Ratlosigkeit wegen der scheiss Alarmanlage. Diesmal haben wir auch im gleichen Atemzug die Emergency Brake („Handbremse“ in Pedalform) gefunden und uns erklären lassen (!), wie man sie wieder löst… dass die Karre zuvor noch wieder gehupt hat, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Wir gewöhnen uns an unsere Alarmanlage. Amerikanisch.
Mittlerweile hatte sich mein kleiner Schwächeanfall so entfaltet, dass wir entschlossen, die erste Nacht schon in einem Motel zu verbringen; ein edler Gedanke, doch er kam viel zu spät: Die Motels in der Gegend hatten ihre Tore mit Einbruch der Dunkelheit schon verschlossen; so wurde es ein Doppelzimmer im Best Western von Aventura. Natürlich klimatisiert, so wie hier grundsätzlich alles klimatisiert ist. In dieser Hinsicht sind die Amerikaner nicht nur gänzlich schmerzbefreit, sondern auch völlig abgehärtet. Für solche Kneipp-Kuren zahlt man bei uns viel Geld =)
Wo war ich? Ach ja, meine Unpässlichkeit. Die war heute morgen auskuriert und so ging es vom Hotel aus nach Orlando, wo wir die Tickets für das Gwar-Konzert Anfang Oktober kaufen wollten; leider konnte man uns nur eine ominöse Telefonnummer geben und darauf verweisen, dass die Karten nicht am Veranstaltungsort gekauft werden können :(.
Es folgt: Spaß mit der Alarmanlage. Danach Weiterfahrt nach Jacksonville, Tante Petra. Mittlerweile sind wir von unserem Auto absolut überzeugt und wollen nichts Kleineres mehr fahren; Tempomat, reichlich Hubraum und eine mit tödlicher Präzision arbeitende Alarmanlage überzeugen vollends ;)
Der letzte Zwischenstop für heute ist das Outback Steakhouse gewesen und trotz aller Vorurteile über amerikanische Küche und Essgewohnheiten zum Trotze müssen wir alle beiden zugeben: Das waren die leckersten Fleichbrocken, die wir je (!) gegessen haben. Hupkonzert zum Anschluss.
Nun sind wir endlich in Jacksonville und haben uns eine Dusche und ein Queensize-Bett redlich verdient ;)