Das Spiel hat es hinsichtlich seiner Vorgänger sicher nicht leicht: Dark Forces und die Jedi Knight-Trilogie haben äußerst stark vorgelegt – da ist von den vielen anderen Spielen, wie z.B. X-Wing vs Tie-Fighter, X-Wing Alliance, Rebel Assault, Shadows of the Empire oder gar Episode I Racer noch kein Wort gefallen.
Im Hauptvergleich wird sich Force Unleashed (FU ^^) natürlich den Shootern und Action-Adventures stellen müssen, sowohl den hauseigenen als auch anderen Hochkarätern wie beispielsweise Mass Effect von BioWare. Der Neue reißt die Klappe also gewaltig weit auf ;-)
Nicht zuletzt die künstlerisch anspruchsvollen Konzeptbilder, die teilweise schon sehr lange vor der Veröffentlichung des Spiels im Internet zu finden waren, zogen das Warten schmerzlich in die Länge.
Schon
der lange bekannte Trailer zum Spiel ließ nicht nur die Fanherzen gefährlich hoch schlagen, sondern konnte auch im Leben stehende Menschen fernab der Star Wars-Dialogauswendigkenner begeistern. So bietet das Spiel auf Basis der selbstentwickelten Ronin-Engine nicht nur
state of the art-Grafik, sondern auch eine in großen Teilen interagierende physikalische Welt. Wer sich seit Jedi Knight schon darauf gefreut hat, eines Tages sein Lichtschwert durch einen Baum hindurch in den Gegner zu schleudern, dessen Stunde ist mit diesem Spiel gekommen.
Natürlich, nicht immer lassen sich die überirdisch absurden physikalischen Eigenschaften des Lichtschwertes frei nutzen – Story und Spiel wären nicht nur schnell vorbei, sondern in weiten Teilen sinnlos. Trotzdem verstehen es die LucasArts-Entwickler auch hier hervorragend, SciFi-Begeisterte in einen pseudo-realen Plot zu versetzen, welcher augenscheinlich alle Möglichkeiten des Star Wars-Universums bietet.
Ganz wesentlich tragen dazu bereits erwähnte, topmoderne Grafik sowie die hervorragend gestaltete Soundkulisse bei. Die Synchronsprecher (ich rede hier mal wieder von der englischen Originalfassung) passen ausnahmslos gut und fügen sich in das aus den Filmen gewohnte Bild.
Dass nicht jeder Sprecher der Filme aus den Spätsiebzigern jetzt noch ins Mikrofon murmeln konnte, ist wohl verzeihlich.
Das Gameplay ist, wie von LucasArts gewöhnt, perfekt: Der geheime Schüler Darth Vaders, dessen Rolle man übernimmt, steuert sich anmutig und flüssig durch die Level und bahnt sich dabei mittels Lichtschwert und Machtkräften von Anfang an seinen zerstörerischen Weg durch Sturmtruppen, Rebellen, Gerät und einiges Viehzeugs. Dabei sind Steine, Fässer, explodierende Fässer (welches Spiel hat sie nicht…), Gegner, Glas etc. pp. willkommene Hilfsmittel, um den trüben Sith-Alltag zu erhellen und die fiesen Gutewichte möglichst stil- und effektvoll ins Jenseits zu befördern.
Anders als in den vorhergegangenen Jedi Knight-Spielen, welche unter anderem die Geschichte von Kyle Katarn erzählen, bekommt der Protagonist hier jedoch nur sein Lichtschwert und die Macht an die Hand; das Ballern bleibt den Gegnern vorbehalten. Gestört hat mich das keineswegs, im Gegenteil.
Besonders nett und für einen LucasArts-Titel schon fast auffällig innovativ ist die Idee, verschiedene Macht-Fähigkeiten zu kombinieren: So lassen sich zum Beispiel Gegner erst mit dem Vader-typischen Griff günstig positionieren, dann á la Imperator Palpatine mit einer ordentlichen Kelle voll Elektronen aufladen und schließlich mit dem schon aus vorherigen Teilen bekannten Machtschubser in die bereits wartende Gegnermenge schießen.
Als Ergebnis solcher Aktionen wird man mit Erfahrungsboni – und natürlich den tollen Effekten – belohnt. Und ja, das macht auch ohne Blut Spaß =)
Ebenfalls nett ist die Idee der Bosskämpfe: Die feindlichen Jedi-Chefs haben nicht nur in jedem Kampf eine bis zwei Überraschungen parat, sondern müssen ähnlich wie in Tomb Raider oder Jericho, nachdem sie endlich mühsam (!) niedergekämpft wurden, in einer Actionsequenz samt zeitkritischer Knopfdrückerei endgültig ruhiggestellt werden. Toll fürs cinematische Mittendrin-Gefühl ;-)
Kritik hagelts allerdings für das Menü und dessen Bedienung: Lange Ladezeiten bei jedem Umschalten zwischen den Menüseiten und wiedermal unnötig große Schrift sowie wenig Information pro Bildschirmseite sind noch erbärmlicher als in den meisten anderen Konsolenspielen. Warum kriegt das kaum einer gescheit hin und noch schlimmer, warum fragt niemand bei den wenigen, die es geschafft haben, mal nach?!
Da wirkt der bei jedem Spielstart erneut eingeblendete Hinweis, die Konsole während des Speicherns, Ladens, Rauchens und Trinkens gefälligst nicht auszuschalten, schon fast rational. Für die Menü-Haptik (was fürn Unwort) sollte man jemanden entlassen. Oder noch besser: Zu ner wochenlangen Fortbildung schicken. ^^
Drei von Beginn an verfügbare Schwierigkeitslevel sowie ein weiterer zum Freischalten dürften wohl jedem genau den richtigen Kampf abfordern; ich kann versichern, dass das Spiel (vor allem für Ersttäter) als "Sith-Lord" knackig ist; vor allem die ersten beiden Bosskämpfe haben es richtig in sich ;-)
Allgemein wird man wenig durch wehrlose Gegner gelangweilt: Immer häufiger sind Gegner resistent gegen Macht-Einsätze – die Idee des Sensenmannes in der Lemming-Demonstration kann man sich schnell abschminken.
Doch auch hier gibts Mecker: Wie in den meisten Spielen ist auch in FU kein Gegner mit Intelligenz gesegnet. Oft stehen Gegner ratlos in der Landschaft herum und fragen sich, wo dieser verdammte Jedi wohl gerade steckt… "gerade eben war er doch noch hinter dem Felsen da und kam zum zehnten Mal hervor, um meine Nachbarn zu dezimieren. Hmm."
Sowas nervt; statt die Schwierigkeitsstufen durch veränderte Zahlenwerte bei Schaden, Lebenspunkten und Gegnerzahl zu definieren, wäre hier endlich mal ein wenig Gehirnschmalz gefragt. Naja, vielleicht im nächten Jahrtausend. Nicht weniger nervend ist der aus dem Trailer bekannte Kampf gegen den Sternenzerstörer, welchen es auf die Planetenoberfläche zu schmettern gilt: Die Gamedesigner gehören für diese Szene geschlagen, und zwar täglich!
An stets vorhersehbaren Stellen (war das etwa Kritik?) wird der Spieler durch gewohnt gut inszenierte Zwischensequenzen entlang desHandlungsstranges weitergeführt. Eine bemerkenswerte Erfrischung, wenn man sich zusammen mit mir über die "Cutscene-Verarmung" von Spielen der letzten Jahre geärgert hat. Die Tradition aus Wing Commander und Jedi Knight, Spiel und (interaktiven) Film miteinander zu verknüpfen, wurde hier konsequent in modernster Technik weitergeführt.
So macht das Weiterspielen viel mehr Spaß – überhaupt weckt FU Durchhaltewillen und Interesse an der Story, wie es nur noch wenige andere tun (auf Far Cry 2 und Crysis: Warhead will ich hier garnicht eingehen). Zum Glück habe ich eine fürsorgliche Freundin, sodass ich dem Hungertod durch exzessives Spielen gerade noch entgehen konnte. ;-)
Somit kann ich das Spiel jedem Action-Fan nur herzlich empfehlen. Ohnehin ist FU für Star Wars-Fans ein absoluter Pflichtkauf (wehe dem, der keine Konsole hat). Doch auch Normalkonsumenten von zünftigem Actionspiel sollten sich von den genannten Kritikpunkten keineswegs abschrecken lassen: FU rockt!
Möge der RRoD nicht mit Dir sein!
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