Dienstag, ca. 14 Uhr, Borken. Das Telekling font, ich gehe ran. An die Tasche und hole das nervtötende schwedische Edelprodukt aus seinem stoffenen Verlies. Ich betätige einen Schalter und bin noch im gleichen Augenblick mit einer lieblich klingenden Stimme aus dem um die Ecke liegenden Wuppertal verbunden.
Wirre Worte erreichen mich, noch wirrer mein Blick ob dieser Perversion menschlicher Kommunikation. Endlich erfasse ich die Bedeutung der in Schallwellen zurücktransformierten Ströme: Es geht um Urlaub, einen spontanen Ausritt, an die Nordsee heisst es aus der Nachbarstadt, von Donnerstag morgen bis Sonntag abend. Wieder wirre Geräusche. Ich habe keine Wahl. Nordsee also.
Erst Stunden später wird mir die geballte Bedeutung dieser fernmündlichen Kakophonie bewusst: Sonnenbrand. Dazu Sengende Hitze, Salzwasser, Stau.
Eine ferne Stimme beschwört mich kreischend, mich nicht auf dieses Teufelsunternehmen einzulassen. Doch ich kann nicht anders, ich bin verfallen (jaja, wer gedacht hat, ich schreibe jetzt verfressen, der … ach Schnauze!), schon fast süchtig nach dem tückischen Salzwasser, bevor ich überhaupt auf dem Weg bin.
Vorfreude.
Mittwoch, ca. 18 Uhr, Wuppertal. Das Klingelfon schweigt, trotzdem wartet Gewaltiges auf mich. Heute: Einkaufen. Ein gar so langer Ausritt in die norddeutsche Prärie will wohlvorbereitet sein.
Daher führt kein Weg an Rom vorbei: Fressalien, schiere Unmengen (zugegeben, nicht-alkoholischer…) Getränke, Kornflakes und ein bisschen was zum Spielen für abends
Vielleicht hätten wir an dieser Stelle noch mehr mitnehmen sollen – aber wie das so oft ist, erfährt man am Anfang eben nicht alles (hähä, weiterlesen, Du Niete! *duck*)
Endlich ist alles eingekauft und unser Auto ächzt bereits unter dem Laster der Schlemmerei.
A propos Essen: Direkt noch ab zum Imbiss und was für die Figur tun. Dazu CSI Las Vegas.
Ergibt: Einen schönen Abend on Couch ;) Bald scheint die Sonne.
Donnerstag, ca. 7 Uhr, wieder Wuppertal (gähn). Naja, die Uhrzeit ist gelogen, denn wir waren zu spät. Macht aber nix, bald waren wir auf der Autobahn und ebenso schnell unser selbstgesetzter Point of no return hinter uns. Hier wurde uns schmerzhaft bewusst, was wir nicht dabei hatten: Ausreichend Lichtschutzfaktor sowie eine stausichere Wegbeschreibung. Es dauerte nicht lang und der erste unfreiwillige Halt mitten auf der A1 schlich sich so unaufhaltsam in unsere Fahrt wie eine Frau auf dem Weg zum Einkaufen (siehe oben).
Den einen oder anderen Halt später, aber dennoch in den Elbtunneln jeglichen Bremsens unbehelligt, erreichten wir gegen halb eins unser Ziel: Norddeich, wohnhaft an der Küste zwischen Büsum und St. Peter-Ording. Kennt jeder (!).
Von der charmanten Stimme, welche ich bereits vom Telebimm her kannte, wurden wir im Zuhause für die nächsten Tage begrüsst. Es stellten sich vor: Janine mit Tochter Jule. Hallo
Kurzerhand die Wohnung besichtigt, sich selbst mit besten Wünschen überhäuft und schliesslich Sack und Pack auf die Wohnung und die Garage verteilt (nein, alle Lebewesen durften in die Wohnung…), konnte unsere große Zeit endlich beginnen.
Wir machten uns auf den Weg zu einer ersten Erkundungstour Richtung Eidersperrwerk (kennt auch jeder!). Natürlich bei Ebbe, also finden wir dort nur ein spärliches Rinnsal diesseits des Binnenhafens. Macht nix, die Sonne scheint, alles wird gut.
Freitag, ca. 5 Uhr. Wir stehen nicht auf. Wäre auch schwachsinnig, oder?
Freitag, ca. 9 Uhr. Wir mussten aufstehen. Essen mussten wir zwar nicht unbedingt, haben wir aber trotzdem ausgiebig getan. Anschliessend geht es mit der Familienkutsche Richtung Büsum, wo die Fähre nach Helgoland nur auf uns (!) wartet. Eine fast zweistündige Überfahrt erwartet uns, spannungsgeladen, mit Unterhaltungsprogramm und kostenlosem All-you-can-eat an Bord. Denkste. Alles langweilig und teuer. Macht aber nix, die Sonne scheint wieder, bestimmt wird alles gut. Stirn und Nacken spannen ein wenig.
Freitag, ca. 15 Uhr. Wir haben Helgoland mit allen Facetten ausgekostet, die wir in der kurzen Zeit finden konnten. Einmal drumherum laufen, Landschaft bewundern, Alk und Kippen kaufen, fast ein Eis gegessen, am Strand gewesen und hübsche Steine gesammelt. Soweit so gut, Rückmarsch Richtung Aida. Die Sonne brennt, die Frisur hält. Stirn und Nacken spannen wirklich. Hat sich schon mal jemand in ner Nussschale auf dem Weg zur Fähre eingecremt? Testen!
Freitag, ca. 20 Uhr. Wir sind zurück. Wir essen. Ja, darauf habe ich mich den ganzen Tag gefreut.
Wir fahren zurück zur Ferienwohnung und trinken Bacardi und anderes Zeug mit den Vermietern und deren Bekannten. Es stellt sich der Ehemann von Janine vor: Bernd. Kräftig gebaut, kräftig am Glas und mächtig schwer zu verstehen, je später es wird. Es entsteht der Eindruck, als würden die öfters solche Abende veranstalten. Wir beschliessen, hier wieder Urlaub zu machen. Die Sonne scheint nicht mehr, Nacken und Stirn spannen nicht mehr so schlimm – Aloe Vera machts möglich, zum Glück gibt es genügend Frauen, die sich auch um die Schönheit von uns primitiven Fleischfängern Sorgen machen.
Samstag, ca. 2 Uhr. Wir schlafen endlich ein. Über was man so alles reden kann, wenn man endlich mal weit genug weg von zu hause ist. Alle Hautschichten melden ready for fire.
Samstag, ca. 5 Uhr. Wir stehen wieder nicht auf. Checkst Du das langsam?! Das tun wir am
Samstag, ca. 11 Uhr. Aber langsam. Schliesslich ist Schlaf die Mutter aller Dinge (oder so, hört sich aber gut an) und wir hatten keine Lust. Nun treibt uns der Hunger an den Frühstückstisch. Da können wir eigentlich auch direkt zur nächsten Tour aufbrechen. Heute steht St. Peter-Ording auf dem Programmzettel. Wir scheissen auf das Programm, fahren aber trotzdem hin. Sind ja nur 25 Kilometer. Nacken und Stirn bereuen die Meldung der Nacht schnell und spannen wieder kräftig. Ich bin spätestens jetzt der lebende Beweis dafür, dass man Verbrennungen dritten Grades nicht unbedingt sehen muss. Und wieder geht der Dank an die Kosmetikhersteller – ohne Euch wäre ich der rauhen See (eigentlich Sonne, aber wir sind ja nicht kleingeistig ^^) sicher erlegen. Heute leider kein Besäufnis mit den Vermietern, anscheinend findet das heute irgendwo anders statt. Uncool. Kommen halt nicht wieder. Dafür hab ich schon jetzt mein erstes Souvenir – Sonnenbrand.
Verdammte Beauty-Industrie! Hilft ja doch alles nix. Und das nach nichtmal vier Tagen Bestrahlung.
Sonntag, ca. 10 Uhr. Die Wohnung sollte normalerweise bereits geräumt und wir draussen sein. Aber aufgestanden sind wir schon. Erstmal gemütlich frühstücken, packen, nochmal kräftig Klopapier vernichten (Zeit ist Geld) und dann Verabschieden. Zum Schluss noch einen reichlich sinnfreien Text ins Gästebuch geschrieben (wo ist der Submit-Button? Ich vertraue diesen Stift-Dingsen nicht) und dann vom Acker gemacht. Tanken, Autobahn. Stau.
Natürlich. Von einigen Rallye-Übenden im ersten Lehrjahr auf der Autobahn mal abgesehen gab es hier keine nennenswerten Ereignisse. Obwohl… na gut, wir waren zu dämlich, auf die A1 zu fahren (hey, im zweiten Lehrjahr muss man noch nicht auf die Strecke achten!). So sind wir über A7 / A2 nach hause gefahren. Da gabs 14 km Stau plus Zugaben. Man gönnt sich ja sonst nichts *grml* Musste ich das wirklich schreiben? Verdammter Trottel *klatsch*
Stirn und Nacken melden sich leise, aber beständig. Wie Walgesang, nur penetranter und nicht unter Wasser, sondern hinterm Ohr. Offensichtlich sind die Nervenzellen aber so weit abgetötet, dass es nicht mehr sonderlich schmerzt. Immerhin etwas.
Sonntag, ca. 18 Uhr. Wir sind da. Wirklich. Ich fahre zuerst in den Garten meiner Großeltern, um die Reste vom Grill abstauben. Aber in einer Wohlstandsgesellschaft gibts natürlich nicht nur reichlich Fleisch, sondern dazu auch frische Sonne. Nervenzellen anscheinend doch nicht tot.
Dann geht es nach hause. Duschen. Nervenzellen definitiv nicht tot (au!).
So, Ernst beiseite: Es hat sehr viel Spaß gemacht, gerne wieder, top eBayer! … oder so
Wer wissen möchte, wie man nach Norddeich kommt (alle Wege), kann sich vertrauensvoll an die Reisegesellschaft wenden. Bilder folgen bald.