Voller Vorfreude starten wir das Spiel. Wir erwarten epische Schlachten, bekannte und starke Charaktere, Heldentaten und düstere Gemeinheiten.
Es beginnt mit der Verteidigung von Helm’s Deep (wir spielen wieder mit englischer Originalvertonung): Wir beharken die heranstürmenden Orks von oben als Bogenschützen und müssen uns sodann unserer Leben obenauf erwehren – die Mauer wird filmgerecht erklommen. Ist das geschafft, wollen mehrere Fackelträger eliminiert werden, was freilich den endgültigen Ausgang dieser Schlacht nicht beeinflusst. Denn die Kampagne „War of the Ring“ hält sich an die filmische Vorlage.
In dieser ersten Schlacht haben wir als Krieger und Bogenschütze kämpfen dürfen und haben bereits einige Achievements eingesackt. Als nächstes gehts nach Isengard. So weit, so gut.
Mittlerweile ist uns aufgefallen, dass wir die Erfolge für die Singleplayer-Kampagne nicht bekommen haben. Das liegt zwar namentlich nahe, wird dadurch für uns trotzdem nicht vertretbar. Koop-Spieler werden hier mit einem lapidaren 10G-Erfolg für einen gemeinschaftlich absolvierten Level abgespeist. Wer die anderen Story-Erfolge haben möchte, muss diese vereinsamt jagen gehen. Das ist genauso schlecht wie bei Call of Duty: World at War und wird auch vom Herr-der-Ringe-Setting nicht hochgerissen. Wer sich sowas heutezutage noch rausnimmt, gehört bestraft – in diesem Falle genügt uns boshaftes Nichtkaufen des Spiels. Besonders traurig wirkt diese Tatsache vor dem Hintergrund, dass LotR:C es bis zu vier Spielern ermöglicht, per Splitscreen gemeinsam zu spielen…
Im Gegensatz zu dieser entwicklerischen Entgleisung ist die übrige Qualität deutlich besser: Das gesamte Spiel wirkt in sich abgeschlossen und glänzt neben guter 3D-Grafik mit schön gemachten, weitläufigen Leveln und gut zusammengeschnittenen Ausschnitten aus der Trilogie. Insbesondere sei hier die böse Kampagne „Rise of Sauron“ erwähnt, für welche Teile der Filme künstlerisch so erfolgreich wiederverwendet wurden, dass man wahrhaft an ein böses Ende glauben mag.
Die Vertonung ist insgesamt gelungen und die Stimme Elronds verleiht den mit Filmschnippseln hinterlegten Erzählpassagen auch hier viel Atmosphäre.
Das Gameplay gestaltet sich durchweg flüssig – doch leider auf Dauer ziemlich eintönig. In beiden Kampagnen setzt sich Fortschritt im Prinzip allein aus dem Spielprinzip „Domination“ zusammen: Punkte erobern und halten. Manchmal nur erobern, manchmal nur halten; doch im Kern immer gleich. Zum Schluss und selten mal mittendrin gibts kleine Specials wie End- und Bossgegner; darunter sind immerhin fast alle Hauptcharaktere des Films sowie Oliphanten, Trolle, Nazgul etc. vertreten.
Leider haftet dem Spiel auch nach zweimaligem Durchspielen ein etwas fader Beigeschmack an. Aus der an sich sehr mächtigen Herr-der-Ringe-Lizenz hätte man deutlich mehr herausholen können und sollen. Der zwar ausreichende, aber insgesamt etwas leblose Kampagnen-Modus rückt das Spiel so, vermutlich ungewollt, ins Licht eines Multiplayer-Stumpfispiels, das von der HdR-Lizenz ein paar zusätzliche Früchte locken lassen möchte. Schade, das hätte man bei Pandemic sicher auch besser hinbekommen.
Letztendlich bleibt Hardcore-Fans des HdR-Universums nicht viel übrig, als Conquest mal zu spielen, denn wirklich schlecht ist es nicht. Uns allerdings nervt das sich ständig wiederholende Gameplay doch schnell und außerdem sind wir von der vorsätzlichen Vorenthaltung der Story-Achievements für Koop-Spieler ehrlich angepisst.
(Bilder © GameSpy)