Zuerst nach der Installation regt mich die Menüführung auf: Für Konsolensteuerungen optimiert, drücke ich gefühlte zwanzig Male Enter, bevor ich überhaupt im Hauptmenü ankomme. Jedes Mal die Sprache aussuchen… Laden – Bestätigen. Geladen – Bestätigen. Profil auswählen. Fertig – Bestätigen … sowas nervt! Vor allem natürlich, wenn man ein Spiel fehlerbedingt oftmals neustarten muss… doch dazu später mehr.

Ein kurzer Blick durch die Optionen (jaja, der klassische PC-Spieler…) und endlich kann's losgehen, eine Karriere anfangen. Hat man den Einführungs- und Einstufungstest hinter sich gebracht (huch, der Wagen fährt nicht wie auf Schienen!?), gilt es endlich, den eigenen Wagen zu kaufen, zu verbessern und einzusetzen. Doch keine Sorge: Underground-Fummelanten dürfen natürlich auch in diesem Teil andere Felgen aufziehen, umlackieren und allem voran kindische Vinyls draufpappen… Wer vergrault schon gern seine gesamte „neue“ Käuferschaft auf einmal? ;-)

Hat man sich nun für ein Karriererennen entschieden und landet die ersten Male (bitte ohne Lenk- und Bremsassistenten…) auf der Piste, stellt sich womöglich schnell eine Überraschung für bisherige Serienverweigerer ein: EA hat es mit dem aktuellen Entwicklerteam tatsächlich geschafft, eine brauchbare Fahrphysik zu konstruieren. „Brauchbar.“ Wirklich.
Die Zeiten von durch Geisterhand schienengeleiteten Güterzügen, die sich auch von Banden- und Gegnerkontakt kaum beeindrucken lassen, scheinen endlich vorbei zu sein. Wahnwitzig: NFS Shift traut sich sogar, den hingelegten Fahrstil in Precision- und Aggression-Anteile zu differenzieren und bewerten – was ja dem Verständnis nach zunächst auch eine bewusste Unterscheidung beider vonnöten macht. Leichte Begeisterung.

Die Auswahl der Rennstrecken dürfte den Aufkleberfetischisten ebenfalls nicht besonders zusagen, denn das Hauptaugenmerk liegt auf realistischen Kursen. Ja, man traute sich sogar eine Umsetzung der Nordschleife des Nürburgrings zu, die durchaus gut ist und Shift so zu einem guten Vorbereitungslager macht. ;-)
Das Ganze wird optisch auf aktuellem Niveau präsentiert und ist auch für moderne Rechner bei vollen Details, einigen Gegnern und entsprechender Auflösung durchaus nennenswert fordernd – trotzdem ist der Spagat gelungen, einen in fast jeder Situation ausreichend schnellen Spielfluß zu erhalten.
Speziell die Darstellung der Fahrzeuge sowie deren großzügige Auswahl (selbst Exoten wie der letzte BMW M3 CSL sind vertreten) und Vielfältigkeit, sei es hinsichtlich der verfügbaren Originalfarben, Rennlackierungen, Eigenkreationen, Leistungstuning oder überraschend detaillierter Einstellungen (verglichen mit den Vorgängern, nicht etwa reinrassigen Fahrsimulatoren á la Forza) wissen zu überzeugen, hier ist Shift wahrlich top of the art.

Insgesamt ist mit Shift nun endlich wieder ein NFS-Sprössling verfügbar, welcher der alten Ehre dieser ehemals grandiosen Serie zu weiterem Ansehen gereichen kann – auch wenn die Polizei nicht auf die Rennstrecke folgt. Waren gute Rennspiele für lange Zeit auf wenige Hersteller und fast ausschließlich Konsolentitel beschränkt, so kann man hier nun beruhigt wieder sein Lenkrad an den PC anschließen… ich bin froh, dem Neuen eine Chance gegeben zu haben und kann wärmstens zum Nachahmen auffordern.

„Lenkrad“ ist in diesem Fall jedoch ein zweigeteiltes Stichwort und soll mir genug Anlass geben, nach einem inhaltlich durchaus hervorragenden Eindruck noch ein paar Takte zur technischen Seite Shifts loszuwerden: Denn leider ist auch Shift zu schnell aus dem Qualitätslabor entlassen worden und kommt daher in der Installationsversion mit einigen Problemen daher. Zum einen ist die Unterstützung für einige Lenkräder, insbesondere das Logitech G25 als Topvertreter seiner Art, recht fehlerhaft. Pedale und Achsen funktionieren nicht richtig und verursachen mitunter im Menü für merkwürdiges Verhalten.
Dem kann man mit der neuesten Logitech Gaming Software beikommen – wenn da nicht noch mehr Probleme wären.
Der Betrieb des Spiels im Fenstermodus kann Abstürzen vorbeugen oder ihnen Vorschub leisten, die Konfiguration wird gelegentlich nicht gespeichert und auch ganz allgemein kann es hin und wieder zur plötzlichen Beendigung des Programms kommen. Das sorgt im falschen Moment für eine Menge Frust und lässt, mal wieder, nur hoffen, dass künftige Titel vor der Veröffentlichung gewissenhafter getestet werden (ganz besonders, weil es irgendwie nicht angehen kann, dass ein Rennspiel, welches einen guten Namen wiedergewinnen soll, fehler in der Lenkrad-Ansteuerung zeigt…).

(Bilder © XBox360Achievements)

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