Leider gibts auch hier gleich erstmal was mit der Kelle: Die Entwickler haben es dem schlechten Beispiel Kane & Lynch gleichgetan und sich zusammen mit Conflict: Denied Ops für die „Liga der Falschgeteilten“ verpflichtet… wer auch immer zuerst die Idee hatte, einen Splitscreen-Bildschirm der Breite nach zu teilen, sollte wegen Verbrechen gegen die Optik zu seinem eigenen Spiel gezwungen werden, lebenslänglich. Das Schlimmste jedoch ist: Man gewöhnt sich daran..

Viel weniger gewöhnungsbedürftig ist glücklicherweise die Optik von Vegas 2, die zeitgemäße Level und Effekte auf den Bildschirm bringt. Von einigen wenigen misslungenen Texturen, die wohl durch den Mixaaaaaaaaaaaa gewandert sind, haben uns auch die hervorragenden Modi für Nacht- und Wärmesicht überzeugt. Was schon bei Conflict: Denied Ops gut war, wird hier mit tollen Blend-, Blenden- und Farbeffekten perfektioniert. Wer selbst mal den Monoblick kennengelernt hat, wird sich fast zuhause fühlen ;-)

Ein kleines Manko ist jedoch die Umschaltung zwischen beiden Ansichten, die für den hektischen Alltag eines Rainbow Six Operatives doch noch einen Tastendruck zu fummelig ist – oder gewöhnungsbedürftig im besten Falle, siehe oben..

Die Soundkulisse ist angenehm unaufdringlich und lässt in vielen Fällen dank präziser Geräuschwiedergabe eine brauchbare Lokalisierung der Gegner zu; leider gibt es einen lästigen Bug, welcher gelegentlich eine Soundschleife des eigenen Gewehrfeuers auslöst. Das ist uns zuletzt, beim Ergattern des „Extreme Hunter“ Achievements, des öfteren passiert.

Ein Traum ist die flüssige und geschmeidige Steuerung von Spielfiguren und Waffen: Kein anderer Shooter an der Konsole hat uns bisher ein besseres Feedback und präzisere Kontrolle der Ausrüstung geboten.
Das schlägt sich besonders positiv in Verbindung mit der durchaus ansehnlichen Kollektion benutzbarer Waffen nieder, wenn dann so auch der größte Gegnersturm dank MK46 spürbar an Biss verliert. Obendrauf gibts neben Schalldämpfern noch für alle Waffen die Möglichkeit, eine Anpassung anzubauen, etwa durch Laserpointer, Reflex- und Zoomvisiere, größere Magazine usw. – für einen taktischen Shooter ist die Auswahl beeindruckend.

Zusätzliche Motivation gibt es durch gleich drei Erfahrungssysteme, die über Kills durch Deckungen, Schilde, aus besonderer Nähe oder Präzision etc. gelevelt werden und so stufenweise neue Waffen und Rüstungen freischalten.
Auch bei der Ausrüstung macht die Gestaltungswut keine halben Sachen: Panzerung, Kleidung, Helme, Visiere und Masken können ausgesucht und in fast allen bekannten Tarnmustern ausgerüstet werden. Das erinnert schon an ausgewachsene Rollenspiele – hervorragend!

Der Lobgesang preist fürderhin das Leveldesign: Die Areale sind riesig, genial verwinkelt und in den meisten Fällen nach mehreren Seiten offen, also somit ein Horrortrip für alle sicherheitsliebenden Taktiker ;-)
Insgesamt ist jedes Level glaubhaft realistisch und keines vermittelt den Eindruck der sonst gern genommenen Schlauchlevel á la Call of Duty – auch hier fällt es schwer, von etwas Geringerem als einer hervorragenden Arbeit zu schreiben, wie man sie diesbezüglich schon von Klassikern wie Rogue Spear gewöhnt ist.

Das offene Design spielt dann auch der ausgeschlafenen KI direkt in die Hände: Die Gegner suchen durchaus intelligent nach Deckung und sind bei realistischem Schwierigkeitsgrad anscheinend allesamt eher berufserfahrene Scharfschützen denn Terroristen, sei es an der Pistole oder besonders den Schrotflinten; von Sturmgewehren und Schlimmerem ganz zu schweigen. Kommt dann bei dem Modus Terroristenjagd noch ein genetisch verdrahteter Drang zum Stürmen hinzu, wird den armseligen Controller-Bedienern ordentlich eingeheizt – einige Stellen haben wir sicher fünfzig Mal probiert… (für Interessierte: Viel Spaß bei Murderbox und Killhouse ^^ )
Allerdings kann man sich über das teilweise äußerst freche Gegnerspawning in bereits aufgeklärtes und gesichertes Gebiet, selten sogar direkt vor die eigene Nase, nur aufregen. Es ist wirklich schade, dass auch dieses Spiel, welches ansonsten gerade beim Design und der KI glänzt, nicht ohne solch „unlautere Methoden“ auszukommen glaubt. Das hätte man sicher besser gekonnt!
In diese Riege reihen sich auch gleich die wenigen übrigen NPCs, die hier ausnehmlich Geiseln darstellen, ein: Sie verhalten sich unlogisch und stehen ausschließlich, aber dafür wahrlich professionell, im Weg herum.

In der Summe ist Rainbow Six: Vegas 2 ein hervorragender Shooter, der fast den alten Platzhirsch Army of Two vom Thron zu stoßen vermag. Gegen die butterweiche Steuerung und die genial präzise Zielmechanik ist kaum anzukommen, dazu deutlich glaubhaftere Gegner und Level. Letztlich hält sich AO2 trotz des vergleichsweise comichaften Charakters noch durch seine Innovationen zum Zweispieler-Gameplay (Coop-Snipe, Back to Back, Coop Riot Shield, Räuberleiter etc.) an der Spitze – bei anders gewichteter Betrachtung gäbe es wohl einen abrupten Machtwechsel.
Trotzdem ist und bleibt Vegas 2 deshalb nicht weniger als ein erstklassiger Shooter, der uns uneingeschränkt Spaß gemacht.

 

Nachtrag: Ich Frevler! Natürlich stehen nicht nur die Zivilisten mitten im Weg herum, sondern auch die beiden computergesteuerten Team-Kollegen (man ist fast ausschließlich zu viert unterwegs) sind Halbgötter des Blockens. Ich weiß nicht, wie ich das vergessen konnte… Stunden um Stunden haben wir uns über diese dämlichen Mitläufer geärgert, die im Sturm nicht helfen und beim Ausweichen die arbeitende Bevölkerung aufhalten…. Danke für die Erinnerung! ^^

(Bilder © GamersHell)

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