Besonders erfreulich ist, dass die Musikspiele die Mehrspielerfähigkeiten der modernen Konsolen wunderbar ausnutzen. Insbesondere, wenn die „Band“ vor dem gleichen Bildschirm versammelt ist, steigt der Spaßfaktor enorm – nicht zuletzt, weil nun auch andere beim Bewältigen teils anstrengender Verrenkungen beobachtet werden können… (je nach Schwierigkeitsgrad mehr oder weniger erfolgreich :-)
Grafisch hat sich seit den frühen Titeln einiges getan, wobei gerade hier auf opulente Optik verzichtet werden könnte. Dennoch geraten selbst Feinheiten wie präzise Griffe am Gitarrenhals oder sichtbar schwingende Seiten immer mehr als Tageslicht, von physikalisch korrekt wirbelnden Haaren mal abgesehen… akustisch sind alle Guitar Hero Spiele ein Genuss, wenn auch hin und wieder die engagierten Studiosänger den Spieler zuerst etwas verschrecken („Killing in the Name“ von Rage Against the Machine sei hier genannt), so jener denn die Originalstimmen hinreichend kennt und gewohnt ist. Ansonsten bieten einige Songs sogar eine durchaus bessere Qualität als die Aufnahmen der Künstler auf ihren originären Alben selbst, modernerer Aufnahmetechnik und penibel genauem Einspielen mit guten Studiomusikern sei es gedankt.
Die technische Umsetzung der Gitarrencontroller wird immer besser, auch wenn speziell bei World Tour das nun integrierte „Slider Pad“ etwas hypersensibel ausgefallen ist und daher auch schonmal ungewünscht agiert. Trotzdem entfernen sich die Controller immer mehr von den ursprünglichen Klapperkonstruktionen wie noch zu Zeiten von Guitar Hero 2, eine sehr lobenswerte Entwicklung.
Gleiches gilt für den Drum-Controller, welcher sowohl qualitativ wie auch haptisch (jetzt hab ichs doch benutzt!) überzeugt, der selbst verschiedene Druckstufen erkennen kann. Inwiefern das zum Komplettpaket gehörende Mikrofon überzeugen kann vermag ich nicht schlüssig zu beurteilen, denn leider ist die Methode der Sänger-Auswertung mehr als in die Hose gegangen: Das Singen ist auf höheren Stufen nicht nur unglaublich schwer, sondern auch zunehmend unpräzise. Die goldene Himbeere setzt dem Ganzen der Einsteiger-Modus auf, welcher, gepaart mit einem möglichst lärmenden Ventilator, das Vortäuschen eines echten Sängers erlaubt – und so drei real vorhandenen Spielern zu einem „vierten Mann“ bzw. Faulheitsverfechtern wie mir zu ein paar einfache Erfolgen verhelfen kann… but remember: It’s a bug, not a feature.
Segen und Fluch zugleich ist die von den Machern festgelegte Songliste. Hier finden sich nämlich neben einigen wahrlich altbekannten Knallern, die nachzuspielen wirklich eine Menge guter Laune macht, auch (zumindest für die meisten) gänzlich unbekannte Songs von Nachwuchs- oder Altbands, auf die man wohl sonst nie gestoßen wäre.
Das bedeutet einerseits angenehme Überraschungen und andererseits derbe Enttäuschungen.
Insbesondere ist immer wieder lästig, mitunter sogar sehr, dass viele Songs extrem lang sind. Und, ganz nach Murphy, sind es natürlich meist die schlechten…
Ebenfalls interessant ist der neue Song Editor, mit welchem sich eigene Songs erstellen und veröffentlichen lassen. Auch wenn das Einspielen etwas komfortabler sein könnte, bieten sich so völlig neue Möglichkeiten, sich und andere auf die Probe zu stellen. Wer es sich mal richtig besorgen lassen möchte, perfektioniert mal Bumble Bee aus den bereits mitgelieferten Editor Songs =)
Trotz aller Kleinigkeiten bleibt Guitar Hero World Tour ein tolles Spiel und insbesondere Team-Spiel, gerade das Übernehmen des Schlagzeugs macht erfrischend viel Spaß. Und ganz nebenbei entknotet man so sein Gehirn etwas und lernt Stück für Stück, Körperteile unabhängig voneinander zu bewegen – wer weiß, wofür das mal gut sein kann ;-)
(Bilder © XBox360Achievements)